Im Casino ohne Limits spielen schein für Deutsche nur noch ein Traum zu sein oder kann dies doch der Fall sein? Wir liefern Fragen und Antworten zum Thema.
Kaum ein Stein ist bei den deutschen Anbietern von Online-Glücksspielen in den letzten zwei Jahren auf dem anderen geblieben. Seit es in Deutschland ebenfalls Lizenzen für solche Angebote gibt und das Glücksspiel im Internet bundesweit geregelt ist, gibt es zahlreiche Bestimmungen in dieser Hinsicht. Diese Bestimmungen sind natürlich alle mit Blick auf den Schutz der Spieler eingeführt worden. Doch führen sie nicht auch ein wenig am eigentlichen Ziel vorbei? Der Eindruck ist auf jeden Fall da, dass längst nicht jede Maßnahme die gewünschten Resultate hervorbringt. So lange die Spieler nämlich weiterhin die Option haben, auf Seiten zu spielen, die nicht in Deutschland lizenziert sind, lassen sich die deutschen Bestimmungen auch weiterhin umgehen.
Strenge Limits beschränken den Spielspaß
Zu den wichtigsten neuen Regeln bei deutschen Spielanbietern gehört, dass man pro Runde nicht mehr als einen Euro einsetzen darf. Dies führt dazu, dass entsprechend auch die möglichen Gewinne eher im überblickbaren Rahmen bleiben. Für die oftmals beworbenen ganz großen Gewinne wären höhere Einsätze nötig, die man aber nur bei Anbietern ohne deutsche Lizenz aufbringen kann. Dort gibt es keine Begrenzung der Einsätze durch den Gesetzgeber. Allerdings ist dennoch bei den meisten Spielen ein maximaler Einsatz pro Spin definiert. Dieser ist in der Regel aber viel höher als der eine Euro, den man in Deutschland setzen kann.
Gleichzeitig sind die Spiele in Deutschland auf Geheiß des Gesetzgebers langsamer geworden. Seit 2021 müssen pro Spin bei den Spielautomaten mindestens fünf Sekunden vergehen. Natürlich lässt sich mit interessanten Features diese Regel zumindest ein wenig kaschieren. Doch gerade, wenn es darum geht, in möglichst kurzer Zeit zu viel Umsatz zu kommen, ist die Fünf-Sekunden-Regel ein Hindernis. Dass man gleichzeitig auch noch jeden Spin manuell auslösen muss, macht die Sache zusätzlich schwierig. Die Umsatzbedingungen bei einem Bonus rechtzeitig zu erfüllen, ist so deutlich anspruchsvoller geworden.
Selbst über längere Zeit hinweg gelten bei deutschen Anbietern mittlerweile spezielle Regeln, die das Glücksspiel im größeren Maß fast verunmöglichen. Über alle deutschen Anbieter hinweg darf man nur noch maximal 1000 € pro Monat auf die Spielerkonten einzahlen. Das schränkt vor allem jene Spieler ein, die sich dies eigentlich leisten könnten. Nun fühlt es sich in Deutschland allerdings so an, als wäre man als High Roller im Internet überhaupt nicht mehr willkommen.
Begrenzte Auswahl bei den Spielen
Eine weitere Regel, die den Spielern ganz klar wenig Spaß macht, ist jene für die Auswahl der Spiele. Die Spielanbieter unter deutscher Lizenz dürfen mit wenigen Ausnahmen nur noch Automatenspiele anbieten. Natürlich gibt es dabei eine riesige Vielfalt, mit unzähligen Entwicklern, die immer wieder neue Hintergründe und Layouts vorstellen. Doch Spielautomaten sind nur ein Teil dessen, was man sich auch in einer richtigen Spielbank vorstellen würde.
Gerade die Tischspiele werden bei den deutschen Spielanbietern schmerzlich vermisst. Roulette, Blackjack oder Baccarat sind absolute Klassiker bei den Glücksspielen. Sie blicken auf eine deutlich längere Tradition zurück als die Spielautomaten, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts überhaupt aufgekommen waren. Nun sind deutsche Spielerinnen und Spieler aber förmlich dazu gezwungen, sich in Richtung Ausland zu orientieren, wenn sie solche Spiele genießen möchten. Inwiefern dies zum Schutz der Spieler geschehen sein soll, lässt sich nur in Frage stellen.
Ausnahmen für andere Glücksspiele gibt es in erster Linie für Poker sowie für Sportwetten. Da zahlreiche Betreiber von Glücksspielseiten ohnehin auch bei den Sportwetten aktiv sind, lassen so wenigstens diese beiden Bereiche kombinieren. Während es für die Sportwetten schon seit längerer Zeit einen gesetzlichen Rahmen gibt, sind die restlichen Online-Glücksspiele seit 2021 mit dem Glücksspielstaatsvertrag allerdings erstmals bundesweit geregelt. Zuvor hatte einzig das Bundesland Schleswig-Holstein Lizenzen für Glücksspielangebote im Internet vergeben. Entsprechend richteten sich die jeweiligen Angebote eine Zeit lang auch nur an jene Personen, die dort wohnhaft waren.
Gut geschützt – oder überreguliert
Welche Folgen der übertriebene Konsum der Glücksspiele haben kann, ist gut dokumentiert. Es drohen finanzielle, aber auch gesundheitliche und soziale Probleme, die man nicht so einfach in den Griff bekommen kann. Alleine schon zu erkennen, dass jemand Probleme mit dem Glücksspiel bekundet, ist nicht sehr einfach. Doch einige der Handgriffe, die der deutsche Gesetzgeber vorgenommen hat, zielen über den gewollten Effekt hinaus. Sie sorgen dafür, dass sich die Spieler innerhalb der erlaubten Möglichkeiten nach Alternativen umsehen. Diese Alternativen gibt es nach wie vor, gerade innerhalb der EU, wo auf dem gesamten Gebiet der Union die Dienstleistungsfreizügigkeit gilt.
Indem der deutsche Gesetzgeber sehr detailliert versucht, den Spielern vorzuschreiben, was sie zu tun haben, werden diese eher von den deutschen Anbietern verscheucht. Dabei wäre das Ziel wohl eher gewesen, dass mehr Spieler in Deutschland spielen sollten, was unter dem Strich auch finanziell für den Staat attraktiv geworden wäre. Wie das funktionieren kann, zeigt der Blick in die Schweiz, wo Glücksspielanbieter aus dem Ausland seit 2019 systematisch aus dem Markt ausgeschlossen worden sind. Die Auswahl der Anbieter beschränkt sich dort seither auf jene Spielbanken, die schon über eine Konzession (eine Lizenz) für das Angebot von landbasierten Glücksspielen verfügen.
Eine Zukunft mit vielen Fragezeichen
Es gibt verschiedene Winkel, aus denen man die Entwicklung in Sachen Online-Glücksspiel verfolgen kann. Einer dieser Winkel ist jener des Staates, der gleichzeitig die Sicherheit seiner Bürger garantieren will, gleichzeitig aber mit Glücksspielen auch Einnahmen dank Steuern generieren kann. Insofern sollte es im Interesse des Gesetzgebers sein, dass die Glücksspiele sicher, aber dennoch auch in mancher Hinsicht liberal gehandhabt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass die Spieler über das Internet in Länder abwandern, in denen die Voraussetzungen für solche Spiele viel besser sind.
Dass vor dem neuen Glücksspielstaatsvertrag Handlungsbedarf bestand, lag auf der Hand. Glücksspiele im Internet waren zuvor nicht auf Bundesebene geregelt. Separate Regelungen für die einzelnen Bundesländer wären allerdings ebenso wenig zielführend gewesen. Insofern ist es zu begrüßen, dass der Bund in dieser Hinsicht endlich aktiv geworden ist. Wie sich die Landschaft der Glücksspiele online nun aber heute präsentiert, ist ebenso wenig zufriedenstellend. Aktuell wirken deutsche Spielanbieter auf die Kunden nur beschränkt attraktiv. Würde man einige der 2021 neu eingeführten Regeln ein wenig lockern, wären die Voraussetzungen für attraktive und spannende Glücksspiele hingegen geben, ohne dass dabei die Sicherheit oder die Gesundheit der Spieler in Gefahr geriete. (Erstveröffentlichung: 22.09.2022 – Bild von Hannah Edgman auf Pixabay)