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Autos aus China: Landwind, BYD, Geely & Co. in Europa

Ab dem Frühjahr 2005 gab es jede Menge Gerüchte über die neuen Automarken aus China, bis heute merkt man aber in unseren Breiten wenig von PKWs aus Asien. Auch der kaum erfolgreiche JMC Landwind, der ein Vorbote der „Reis-Schüsseln“ sein sollte, sorgte nicht gerade für positives Echo. Er fiel bei Autotestern und Käufern gleichermaßen durch. Darüber hinaus konnte sich der Fashion Family-Van nicht etablieren. Viele potenzielle Käufer warteten außerdem hierzulande mit großem Interesse auf die Klone von BMW X-5 (CEO) und Toyota RAV-4 (UFO).

Informationen zu den Automarken aus China

Einige der bekanntesten Marken aus dem Reich der Mitte sind Changang, Brilliance, BYD, Chery, Geely, Great Wall, Jinhua YoungMan, JMC Jiangling oder Polarsun.

Günstige PKW-Klone aus China
Autohersteller aus der Volksrepublik versuchten auch in Europa Fuß zu fassen. Bereits auf der Shanghai Motorshow 2005 wurden die preiswerten Modelle vorgestellt, die starke Anleihen z. B. am Peugeot 307CC Cabrio/Coupé (Chery M14) oder am 7er BMW als F6 von BYD nahmen. Selbst vor einem Rolls-Royce-Nachbau (FAW) schrecken die Kopiermeister aus dem Osten nicht zurück.

Der Peugeot 307CC als Chery M14 ist fast so schön wie das Original ausgefallen. Trotzdem fand er bislang nicht wirklich den Weg nach Europa.

Fahrzeuge mit stärker Ähnlichkeit

Selbst für Auto-Laien wird rasch klar, dass China jede Menge Autos so baut, dass sie glatt als Kopien westlicher Modelle durchgehen. Einen guten Eindruck liefert diesbezüglich ein Rundgang auf der Fahrzeugmesse in Peking:

Debakel für das Landwind SUV:

Der Jiangling Landwind (Foto: Wikimedia Commons - Elbe1/Public Domain)
Der Jiangling Landwind (Foto: Wikimedia Commons – Elbe1/Public Domain)

Erfolgreich schien zunächst vor allem das Billig-SUV Jiangling Landwind zu werden. Starke Anleihen an den Opel Frontera und Allrad für Jedermann zum Sparpreis, sollten überzeugen. Allerdings war der erste Crash-Test wenig überzeugend. Viele potenzielle Kunden griffen deshalb zu anderen Marken und insgesamt verfehlte dieser Hersteller klar einen raschen Markteintritt in Europa. Vereinzelte Autos findet man nur in wenigen Ländern und hier wurden wohl offenbar Einzeltypisierungen durchgeführt. Über eine EU-weite Zulassung des Jiangling Landwind  (später viertürig als X6 und zweitürig als X9 bekannt, ist uns bislang nichts bekannt. Interessant ist die Tatsache, dass der Hersteller später den Range Rover Evoque derart nachbaute, dass man schon genau hinsehen muss, um den X7 nicht als Fahrzeug von Land Rover zu erkennen.

Zhonghua-PKWs mit BMW-Hilfe:

Die Zhonghua-Limousine bietet eine relativ komplette Ausstattung zum Deutschland-Preis von günstigen 20.000 Euro. Die Präsentation des Brilliance Zhonghua M1 fand bei der „Auto Mobil International“ im April 2005 in Leipzig statt.  Er wurde als „China-BMW“ bezeichnet und tatsächlich erblickte er mit Hilfe der Bayern das Licht der Welt: Der Wagen wird im Werk in Shenyang gebaut, wo auch der 3er und 5er für den Markt im Land der Mitte vom Band laufen. Das elegante Aussehen kommt von Pininfarina-Designer Giugiaro und errinnert etwas an Lancia. Man sieht also auf den ersten Blick: Die Chinesen beweisen mehr Gespür für die Optik als die Koreaner bei ihrem Markteintritt bei uns.

Großes Auto für kleines Geld:
Die 4,88 Meter lange Limousine mit einem Kofferraum von 550 Litern ist relativ komplett ausgestattet (Deutschland-Preis ca. 20.000 Euro): Von der Klimaanlage, über CD-Radio mit acht Lautsprechern, elektrische Fensterheber, ABS, Seitenaufprallschutz, elektronische Bremskraftverteilung und Differentialsperre, Einparkhilfe am Heck, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung bis zum automatisch abblendenden Rückspiegel reicht die Palette. Leider lässt das Sicherheitsangebot zu Wünschen übrig: Nur zwei Airbags sind vorhanden, ESP fehlt gänzlich. Die beiden Vierzylinder-Benzinmotoren (2.0 l mit 129 PS und 2.4 l mit 136 PS) kommen von Mitsubishi, Diesel gibt es (vorerst) keinen. Als Getriebe wird eine normale Fünfgang-Handschaltung oder eine Viergang-Automatik angeboten.

Geplanter Verkaufsstart September 2005:
Ehrgeizige Pläne hatte der Europa-Generalimporteur Euro Motors. Im Herbst 2005 sollten die Brilliance Zhonghua-Modelle bereits erhältlich sein. 2006 waren 5.000 und 2007 wenigstens 20.000 abgesetzte Autos in Europa geplant. Innerhalb weniger Monate sollten die dafür nötigen 1000 Handelspartner gewonnen sein, hieß es noch im April 2005.

Chinesische Top-Limousine: Zhonghua
Nachdem der Landwind-Geländewagen durch den Crash-Test rasselte und in Deutschland oder Österreich ein seltener Gast auf den Straßen ist. Versuchen doch weitere Hersteller aus China den europäischen Markt zu erobern: Brilliance bietet zum Beispiel ein Oberklasse-Auto zum Schnäppchenpreis.

Am 28. November 2006 wurde der Zhonghua (sprich: „Schong Hua“) offiziell eingeführt, der Wagen war übrigens schon am 1. April 2005 auf der AMI-Messe in Leipzig zu sehen. Mit der Größe einer E-Klasse und einem Kampfpreis von rund 20.000 Euro wollte der Hersteller damit bei uns durchstarten. Optisch erinnerte der später als BS6 vermarktete Wagen übrigens sehr an BMW, mit dem das Unternehmen in einem Joint-Venture 20.000 3er und 5er pro Jahr in China produzierte. Im selben Werk in Shenyang lief auch der Zhonghua vom Band. Aufgrund der von den Bayern gewohnten Qualitätskontrollen und der gemeinsam genutzten Lackieranlage ist die Ausführung des Brilliance-Wagens entsprechend gut. Dazu wurde die optische Gestaltung des Autos an das italienische Unternehmen Pininfarina (verantwortlich z. B. für das Volvo C70 Cabrio) übergeben und Fabrizio Guigiaro war federführend beim Design.

Modifizierte Mitsubishi-Motoren verbaut
Zum Start in Deutschland sollten zwei Vierzylinder-Benzin-Motoren lieferbar: Ein 2.0l mit 129 PS (maximales Drehmoment 173 Nm bei 4.500 U/min) und ein 2.4l mit 136 PS (maximales Drehmoment 200 Nm bei 2.750 U/min, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h). Beide Aggregate sind modifizierte Mitsubishi-Motoren und eine 1.8l-Version soll noch nachgereicht werden.

Brilliance Zhonghua: Viele Extras inklusive!
Eine E-Klasse-Größe um 20.000 Euro sollte damit möglich sein. Serienmäßig sind Klimaanlage, CD-Radio und Einparkhilfe an Bord. Neben den bei uns mittlerweile üblichen Features wie elektrische Fensterheber und Funkfernbedienung gibt es beim Zhonghua auch einen automatisch abblendenden Innenspiegel. Fahrer- und Beifahrer-Airbags, ABS, Seitenaufprallschutz sowie elektronisches Sperrdifferential sind zwar eingebaut, ESP sucht man jedoch vergebens.

Als Getriebe stehen eine Fünfgang-Handschaltung und eine vierstufige Automatik zur Verfügung. Das Tankvolumen beträgt 74 Liter und der Benzin-Verbrauch beträgt auf der Landstraße etwa 7 Liter. Durch die Größe des Autos (4,88 m Länge) ist auch der Kofferraum entsprechend ausgefallen: 550 Liter stehen als Stauraum zur Verfügung.

Die Stufenheck-Limousine wird zum Kampfpreis für die Top-Motorisierung (inkl. Leder, Automatik und Klima) angeboten und sollte eigentlich bereits im Herbst 2005 bei den ersten deutschen Kunden stehen.

Hintergrund-Infos zu Brilliance:
Der Importeur gab sich Mühe, alle hierzulande nötigen Ansprüche in Bezug auf Sicherheit und Qualität zu erfüllen. Und deshalb sollten bis Ende 2006 die Märkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Benelux-Ländern bzw. Polen bedient werden. Insgesamt baut Brilliance rund 200.000 Fahrzeuge, davon 80.000 Minibusse, 60.000 Klein-LKWs und 40.000 Limousinen. Während das Unternehmen im Jahr 2005 noch Absatzprobleme hatte, verlief 2006 enorm erfolgreich, der bisherige Verlust konnte halbiert werden. Bereits 2007 sollte Brilliance wieder Gewinne einfahren.

Geely

Dieser Hersteller entwickelt teilweise Modelle, die dem Beobachter gleich beim ersten Hinschauen ausgesprochen bekannt vorkommen. Auch Geely stand in den Startlöchern für Europa.

Auf der IAA 2005 waren bereits etliche Geely-Modelle (z. B. der CD) zu sehen. Kaufen konnte man die chinesischen PKWs aber in Europa zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Natürlich sind auch hier – wie immer bei Autos aus dem Reich der Mitte – Fragen zur Qualität, dem Preis oder der Leistung der China aufgetaucht und gerade in der Fachwelt diskutiert worden.

BYD

BYD hat nicht nur ein Logo, das stark an BMW erinnert, sondern auch eine große Limousine (F6) im Programm, die wie der 7er aussieht. Darüber hinaus gibt es mit dem F3 einen Mittelklasse-PKW. Der Markenname BYD ist übrigens eine Abkürzung für „Build your dreams“.

Changang

In China werden von diesem Hersteller Autos in Zusammenarbeit mit Ford produziert.

Chery

Chery baut Autos in verschiedenen Größen und könnte damit – so wie andere Hersteller aus China – einen Sprung nach Europa wagen.

Autos von Great Wall

Schon bald in Europa verkauft werden sollte auch der Great Wall Hover. Great Wall bietet etliche Modelle, die teilweise deutliche Anleihen bei westlichen Autos nehmen. Der Great Wall Hover sollte bereits im Frühjahr 2006 in Europa verkauft werden, später wurde der Starttermin für den Geländewagen jedoch auf 2008 verschoben. Eine Präsentation ist für den Automobilsalon in Paris 2006 war davor geplant.

Jinhua YoungMan Automobile

Das Unternehmen Jinhua YoungMan Automobile mit Sitz in Zhejiang will möglicherweise gemeinsam mit Proton im Werk Shandong eine Limousine bauen. Über einen Verkauf der PKWs in Europa ist nichts bekannt. Jinhua hat bereits im Iran mit dem dortigen Autobauer Khodro einen Klein-PKW hergestellt. Das Unternehmen baut mit Technik von Neoplan auch Busse in China.

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